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Einkommen sichern am neuen Wohnort

Möglicherweise lässt Ihre Einkommenssituation einen Umzug aufs Land ohne weiteres zu, weil der Hauptverdiener/die Hauptverdienerin in Ihrer Familie überwiegend im Homeoffice tätig ist und deshalb nicht täglich ins Firmenbüro in der Stadt fahren muss. Wenn nicht, haben Sie folgende Möglichkeiten:

  1. Sie heuern bei einem Arbeitgeber an, bei dem Sie Ihre Arbeit vollständig im Homeoffice erledigen können („Arbeiten remote“). In diesem Fall haben Sie die freie Wahl, wo Sie hinziehen.
  2. Sie heuern bei einem Arbeitgeber an, der Ihnen ermöglicht, überwiegend im Homeoffice tätig zu sein, allerdings regelmäßige Präsenz im Firmenbüro einfordert. Hier müssen Sie den Arbeitsweg mitbedenken, wenn Sie sich nach einer erschwinglichen Immobilie in einer ländlichen Region umsehen.
  3. Sie heuern bei einem Arbeitgeber in einer ländlichen Region an, die Sie z.B. wegen ihres Angebots an erschwinglichen Immobilien und Grundstücken interessiert. Eventuell ist dort Arbeiten in den eigenen vier Wänden wegen der Anforderungen des Jobs nicht möglich oder einfach nicht vorgesehen. Auch in diesem Fall müssen Sie den Arbeitsweg bei der Objektsuche einkalkulieren.
  4. Falls Sie selbstständig sind oder in die Selbstständigkeit gehen wollen, prüfen Sie dafür die Möglichkeiten in Ihrer Zielregion.

Ihre Optionen

Um Ihre Existenz auch in einer ländlichen Region sichern zu können, können Sie wie folgt vorgehen:

Jobbörsen

Sie wollen sich nach einer neuen Angestelltentätigkeit umsehen und mehr oder weniger den Job, den Sie jetzt machen in einer anderen Firma ausüben. Dann können Sie natürlich den klassischen Weg über Jobbörsen gehen, dem sogenannten offenen Arbeitsmarkt. Jobbörsen gibt es im Netz eine ganze Menge.

Links zu den wichtigsten Jobbörsen finden Sie bei jeder Gemeinde, die auf dieser Website präsent ist. Wenn Ihr aktuelles Jobprofil am Arbeitsmarkt begehrt ist, ist dies ein gangbarer Weg, weil dann Arbeitgeber alle zur Verfügung stehenden Wege nutzen, um an die begehrten Fachkräfte zu kommen. Dies gilt insbesondere für sogenannte Remote-Jobs, Jobs also, die im Homeoffice ausgeübt werden können.

Jobsuche und Homeoffice

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung (Arbeitgeber locken Fachkräfte mit wachsendem Homeoffice-Angebot, 19.06.2024, abgerufen am 21.02.2025) hat sich der Anteil der Stellenanzeigen mit Homeoffice seit 2019 auf knapp 18 Prozent verfünffacht.

„"Wer geglaubt hat, dass nach Corona alle wieder ins Büro zurückkehren, muss erkennen: Homeoffice hat sich in vielen Branchen nicht nur etabliert. Es wird zum wichtigen Argument im Kampf um die Fachkräfte", sagt der Arbeitsmarktexperte der Stiftung Gunvald Herdin.

Allerdings ist nicht jeder Job fürs Homeoffice geeignet, was sich in den Stellenangeboten widerspiegelt.

Die höchste Homeoffice-Quote weisen Berufe im IT-Bereich auf. Die Bertelsmann-Studie weist darauf hin, dass im Jahr 2023 Remote-Optionen benannt wurden in 62,0 Prozent aller Stellenangebote für Expert:innen in der IT-Anwendungsberatung, in 60,5 Prozent der Stellen für Medieninformatik-Spezialist:innen und in 58,9 Prozent der Expert:innen-Jobs im Bereich IT-Netzwerktechnik. Noch davor liegen würden mit 72,0 Prozent Fremdsprachenlehrende, wofür als Ursache die Vielzahl von virtuellen Kursangeboten vermutet wird.

Keine Alternative zur Arbeit in Präsenz gibt es laut Bertelsmann-Studie für die meisten Handwerksberufe ebenso wie für Pflegeberufe.

Das Angebot an Remote-Jobs hängt auch von der Komplexität einer Tätigkeit ab. Für hochkomplexe Expert:innentätigkeiten (mit Diplom/Master) stieg laut Bertelsmann-Studie das Angebot für Homeoffice von 2019 bis 2023 besonders stark von 6,6 auf 31,9 Prozent aller Stellen. Ähnlich sehe es bei Spezialist:innentätigkeiten (mit Meister/Bachelor) aus (von 5,9 auf 28,0 Prozent).

Deutlich verhaltener habe sich der Anstieg für Fachkräfte (mit Berufsausbildung) entwickelt (von 1,7 auf 8,1 Prozent) – aber auch in dieser Gruppe steige das Angebot weiter kontinuierlich. Anders sehe es bei Helfer:innen- und Anlerntätigkeiten aus. Hier sei das Homeoffice-Angebot zwischen 2019 und 2022 von 1,2 Prozent auf noch immer sehr moderate 3,7 Prozent gestiegen - und in 2023 sei es sogar auf 3,1 Prozent zurückgegangen.

Remote-Jobbörsen

Zur ersten Orientierung, ob es eine Schnittmenge Ihres Fähigkeitsprofils mit dem Angebot an homeoffice-tauglichen Jobs gibt und in welchem Ausmaß dabei regelmäßige Präsenz im Firmenbüro erforderlich ist, lohnt sich ein Blick in einschlägige Jobbörsen:

https://www.remotely.de/ 
https://zuhausejobs.com/ 
https://weworkremotely.com/ 
https://www.flexjobs.com/ 

Natürlich können Sie sich auch auf Remote-Jobs bewerben, wenn Sie schon relativ genau wissen, wo Sie hinziehen wollen.

Jobsuche mit Life-Work-Planning

Möglicherweise finden Sie in Jobbörsen keine Angebote, die zu Ihnen passen und mit Ihrem Wunsch, in eine bestimmte ländliche Region zu ziehen, zusammengehen. In diesem Fall könnte Ihnen „Life-Work-Planning“ weiterhelfen, ein Ansatz zur Jobsuche, der aus den USA stammt und in Deutschland seit Ende der 1990er Jahre Verbreitung gefunden hat.

Beim Life-Work-Planning gehen Sie bei der Jobsuche nicht vom offenen Arbeitsmarkt aus und bewerben sich dann in Konkurrenz zu mehr oder weniger vielen anderen auf bestimmte veröffentlichte Jobangebote. Vielmehr erschließen Sie sich den sogenannten verdeckten Arbeitsmarkt, bei dem Stellen über persönliche Kontakte von Personalentscheidern und Mitarbeitenden besetzt werden. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden auf diesem Weg über 50 Prozent der offenen Stellen besetzt (Süddeutsche Zeitung. So klappt die Stellensuche auf dem verdeckten Arbeitsmarkt. 17.06.2017, abgerufen am 21.01.2025).

Dafür müßen Sie sich zunächst über Ihre Wünsche und Fähigkeiten klar werden. Dann recherchieren Sie, wie die Jobs heißen, die zu Ihnen passen. Des weiteren überlegen Sie sich, welche Ihrer persönlichen Kontakte Ihnen den Weg in Unternehmen und Organisationen ebnen können, die möglicherweise Bewerber wie Sie suchen. Danach können Sie sich dort initiativ bewerben.

Um mögliche Arbeitgeber zu identifzieren, die jemanden wie Sie gebrauchen könnten, dies aber nicht über Stellenanzeigen kundtun, können Sie z.B. googeln („Die 10 größten Arbeitgeber im Landkreis XY“) und mit Menschen reden, welche die Firmenlandschaft und den Arbeitsmarkt dort persönlich gut kennen. Sprechen können Sie natürlich mit einem Arbeitsvermittler der lokalen Arbeitsagentur. Eine gute Adresse dafür sind auch Wirtschaftsförderer, die es in jeder Verwaltung eines Landkreises und einer größeren Stadt gibt.  Nicht zuletzt die Bürgermeister Ihrer Wunschgemeinde verfügen oft über gute Kontakte zu ortsansässigen Arbeitgebern. Die Kontaktdaten dieser Personen finden Sie bei jeder auf dieser Website präsenten Gemeinde.

Wie Life-Work-Planning genau geht, können Sie z.B. hier erfahren:

https://maschetzke.de/life/work-planning/literatur.html 
https://www.lwp-institut.de/ 
http://www.lifeworkplanning.de/ 
https://www.zew.uni-hannover.de/de/weiterbildungen/weitere-angebote/life-work-planning 

Selbstständigkeit

Der Weg in eine selbsständige Existenz muss gut überlegt sein und zu Ihrer Persönlichkeit passen, weil er mit Risiken behaftet ist, die Sie möglicherweise nicht tragen können oder wollen.

Wenn Sie bereits selbstständig sind und damit dort erfolgreich, wo Sie jetzt wohnen, sollten Sie sich fragen, ob das auch in der ländlichen Region funktionieren könnte, die Sie anzieht. Hierfür wie auch dafür, wenn Sie sich erst selbstständig machen wollen, gilt das, was auch für die Jobsuche gilt. Am einfachsten ist es da, wo der Mangel offenkundig ist. Aktuell gilt das z.B. für viele Handwerksunternehmer und Gesundheitsberufe. Sollten Sie sich dazu zählen, wenden Sie sich gerne an die einschlägigen regionalen Beratungsinstitutionen, deren Kontaktdaten Sie wiederum bei jeder auf dieser Website präsenten Gemeinde finden.

Prinzipiell egal ist, wo Sie wohnen, wenn Sie Ihr Geschäft erfolgreich im Netz betreiben oder sich zutrauen, einer entsprechenden Geschäftsidee zum Erfolg zu verhelfen. Der Hochschullehrer für Entrepreneurship und Unternehmer Günter Faltin („Wir sind das Kapital“, 2015) hat sich intensiv mit den Möglichkeiten beschäftigt, die gerade das Internet für Existenzgründer bietet.

Entrepreneurship ist laut Faltin ein kreativer Akt, wobei in der Wissensgesellschaft ein durchdachtes Ideenkonzept („Entrepreneurial Design“) für den Erfolg einer Unternehmensgründung oft ausschlaggebender ist als die Verfügung über große Mengen von Kapital.

„Neu ist, dass heute praktisch jeder das Potenzial hat, mit einem eigenen Unternehmen am Marktgeschehen mitzuwirken und es aktiv zu gestalten.“ (Faltin 2015, S. 9). Spätestens seit Wikipedia sei das Wissen, das früher einer Elite vorbehalten war, im Prinzip allen Menschen zugänglich. „Wissen allein reicht jedoch nicht. Es ist die Verarbeitung des Wissens, die Kraft unserer Vorstellungen, die Anwendung auf Problemstellungen, die Neukombination des Wissens, die Rohstoff sind für konzeptiv-kreatives Arbeiten.“ (Faltin 2015, S. 58).

Wie Sie ein solches Unterfangen konkret angehen, können Sie beispielsweise von Brigitte und Ehrenfried Conta Cromberg erfahren, die von Günter Faltin inspiriert unter dem Label „SmartBusinessConcepts“ Gründer unterstützen.

Ihre Sicherheit

Sich beruflich neu zu orientieren, ist immer riskant, ob Sie Ihren Arbeitgeber wechseln oder ob Sie sich selbstständig machen. Ob es funktioniert, wissen Sie immer erst hinterher. Deshalb sollten Sie herausfinden, wieviel Geld Sie monatlich benötigen und wo es herkommen kann, wenn es mit der Neuorientierung nicht sofort klappt. Möglicherweise haben Sie auch Ersparnisse, die als Puffer dienen können.

Ich spreche Sie als Paar an und gehe davon aus, dass erstmal nur ein Partner sich neu orientiert und der andere Partner seinen alten Job oder seine funktionierende Selbstständigkeit beibehält. Problemlos umziehen können Sie dann, wenn z.B. ein Partner bereits angestellt und im Homeoffice tätig ist, auch nach einem Umzug seinen alten Job behält und genügend verdient, um die monatlichen Ausgaben zu bestreiten.

Möglicherweise ist der andere Partner z.B. wegen Elternzeit aktuell gar nicht berufstätig und möchte erst nach einer bestimmten Frist wieder ins Erwerbsleben einsteigen. Dann kann er oder sie sich am neuen Wohnort bei regionalen Arbeitgebern bewerben, sich einen (Teil-)Remotejob suchen oder sich (online) selbstständig machen.

Wenn mit einem Umzug aufs Land eine berufliche Neuorientierung einhergeht, sollte das eher nicht parallel geschehen. Einer von Ihnen beiden könnte sich z.B. einen neuen Job in Ihrer Zielregion suchen. Wenn dieser Job entscheidend ist für die Deckung Ihrer Ausgaben, dann sollte er oder sie am Arbeitsort erst eine Unterkunft für sich alleine mieten, bis klar ist, dass der neue Job passt. Umziehen können Sie danach.

Sollten Sie ein Internetbusiness aufbauen wollen, dann können Sie natürlich auch schon vor dem Umzug damit anfangen.