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Im Homeoffice arbeiten

Mindestens einer von Ihnen erledigt seine Arbeit überwiegend am Bildschirm, selbstständig oder angestellt bei einem Unternehmen und hat damit nur positive Erfahrungen gemacht. Möglicherweise ist dies sogar der Auslöser, sich mit dem Thema „Umziehen aufs Land“ zu beschäftigen. Dann ist möglicherweise nur das letzte Kapitel des folgenden Textes für Sie relevant.

Corona-Pandemie als Auslöser

Die technischen und organisatorischen Möglichkeiten, vom häuslichen Schreibtisch aus arbeiten zu können, existierten schon viele Jahre vor der Corona-Pandemie 2020. Bis dahin jedoch hatten von dieser Möglichkeit nur wenige Berufstätige Gebrauch gemacht. Das waren in erster Linie Selbstständige, nicht jedoch Angestellte von Unternehmen und anderen Organisationen.
Zu groß waren einerseits die Bedenken des Managements, die Kontrolle über die Mitarbeitenden zu verlieren. Anderseits war es die eingeschliffene Gewohnheit arbeitender Menschen, zum Arbeiten ihr Büro in einer Organisation aufzusuchen, die ein Arbeiten im Homeoffice als irgendwie exotisch erscheinen ließ.
Erst die Pandemie hat für eine große Zahl von Menschen das Arbeiten am PC von zuhause aus praktisch von einem Tag auf den anderen erzwungen. Waren 2017 nur etwa ein Zehntel der Erwerbstätigen im Homeoffice tätig, waren es 2022 fast ein Viertel (Statistisches Bundesamt, Zahl der Woche Nr. 28 vom 11. Juli 2023, abgerufen am 20.02.2025)

Vorteile des Arbeitens im Homeoffice aus Sicht der Arbeitenden

Jene, welche die Pandemie ins Homeoffice gezwungen hat, lernten dessen Vor- und Nachteile sehr schnell kennen.

Zeit und Kostenersparnis durch Wegfall des Arbeitwegs

Je nachdem, wie lange der Weg von zuhause ins Firmenbüro ist und wenn damit Staus auf den Straßen und Stress in öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden sind, kann der Wegfall des Arbeitswegs zu einer erheblichen Zunahme an Lebensqualität führen. Ebenso kann damit eine deutliche Kostenersparnis verbunden sein, weil weder Kosten für Sprit noch für Fahrkarten anfallen. Allerdings stehen dieser Ersparnis die Kosten insbesondere für Strom und Heizung gegenüber, die durch die vermehrte Nutzung des häuslichen Arbeitszimmers entstehen.
Die Verminderung des Straßenverkehrs ist aber nicht nur für die Betroffenen vorteilhaft, sondern für die Gesellschaft insgesamt, zieht man die Entlastung der Verkehrswege und die dadurch reduzierte Umweltbelastung in Betracht.
Wenn die tägliche Fahrt ins Firmenbüro entfällt, steht natürlich auch die Wahl des Wohnortes zur Disposition. Wer z.B. nur noch einmal wöchentlich im Firmenbüro präsent sein muss, kann auch so weit wegziehen, wie es der dann spürbar längere Arbeitsweg zulässt.

Anpassung an persönliche Bedürfnisse

Das Homeoffice ermöglicht Menschen, ihren häuslichen Arbeitsort frei zu wählen und diesen selbst zu gestalten. Genauso können sie tendenziell die Zeiten für bestimmte Tätigkeiten selbst wählen. Die einen sind am frühen Morgen besonders fit und produktiv, die anderen erst später am Tag. Eingeschränkt wird diese Flexibiltät nur durch Termine wie z.B. Meetings oder Kundengespräche.
In den eigenen vier Wänden ist zudem grundsätzlich konzentrierteres Arbeiten möglich, weil eventuell der Geräuschpegel eines Großraumbüros ebenso fehlt wie Kollegen, die ständig Fragen stellen.
Schließlich sind auch private Erledigungen mit einer Tätigkeit im Homeoffice leichter vereinbar. Um z.B. einen Handwerker zu empfangen, muss nicht mehr Urlaub genommen werden. Und einfacher möglich sind auch sportliche Aktivitäten in der Mittagspause.

Schutz vor Ansteckung

Der Zwang zum Homeoffice in 2020, um einer Covid-Infektion zu entgehen oder andere nicht damit anzustecken, hat auch dazu geführt, dass weitere Infektionskrankheiten wie Influenza massiv zurückgegangen sind. Dieser Effekt bleibt natürlich auch, wenn das Arbeiten zuhause freiwillig erfolgt.

Mögliche Nachteile des Arbeitens im Homeoffice aus Sicht der Arbeitenden

Ob bestimmte der im Folgenden aufgeführten Punkte als nachteilig empfunden werden, hängt stark von den Vorerfahrungen und der Persönlichkeitsstruktur der Betroffenen ab.

Zwang zum Selbstmanagement

Wem der Ablauf des Arbeitstages ziemlich genau vorgegeben ist und wer ständig Anweisungen von Vorgesetzten benötigt, um tätig zu werden, tut sich schwer im Homeoffice, da hier unmittelbare Kontrolle nicht in dem Maße möglich ist wie im Firmenbüro.
Wer gerne dazu neigt, während der Arbeitszeit private Dinge zu erledigen, muss ggf. Arbeitsaufträge in der Zeit nachholen, in der normalerweise Freizeit angesagt ist.
Nicht zu unterschätzen bei der Arbeit zuhause ist auch die Möglichkeit, dauernd von Familienmitgliedern gestört zu werden, die ständige Ansprechbarkeit gewohnt sind.
Gut mit den Besonderheiten des Arbeitens im Homeoffice umgehen können hingegen Menschen, die über Selbstdisziplin verfügen, die in der Lage sind, ihren Arbeitstag sinnvoll zu strukturieren und die mit ihren Mitbewohnenden klare Vereinbarungen treffen, die von diesen dann auch eingehalten werden.

Aufwändigere Kommunikation

Schnell mal über den Schreibtisch hinweg Fragen zu den besonderen Bedürfnissen eines bestimmten Kunden zu klären, in der Kaffeepause über den anstehenden Projekt-Kick-Off zu sprechen oder in der Mittagspause die Urlaubsplanung abzustimmen, ist im Homeoffice nicht möglich. Was damit wegfällt, ist also die informelle Kommunikation, die oft effektiver ist, als formelle Wege wie E-Mails zu schreiben und bestimmte Themen ausschließlich im Meeting zur Sprache zu bringen.

Gefahr der sozialen Isolation

Büros sind nicht nur Orte der Arbeit, sondern auch Orte der Begegnung mit anderen Menschen. Arbeitende, die in ihrer Freizeit über wenig oder gar keine sozialen Kontakte verfügen, können darunter sehr leiden, wenn auch noch der unmittelbare soziale Austausch während der Arbeitszeit entfällt.
Auch der Teamgeist, den viele an einer guten Unternehmenskultur schätzen, ist durch den Mangel an persönlicher Begegnung in einem Firmenbüro gefährdet.

Mögliche Vor- und Nachteile des Arbeitens im Homeoffice aus Sicht von Arbeitgebern

Vor- und Nachteile für Organisationen, die sich daraus ergeben, dass Arbeitnehmer im Homeoffice tätig sind, hängen sehr stark von den Umständen ab, unter denen sie agieren.

Kostenersparnis versus Kostensteigerung

Wenn beispielsweise täglich ein Fünftel der Mitarbeitenden eines Unternehmens im Homeoffice statt im Firmenbüro tätig ist, dann wird auch entsprechend weniger (teure) Bürofläche benötigt, weniger Strom und ggf. auch weniger Heizung. Gibt es allerdings betriebliche Regelungen der Kompensation von Kosten, die Arbeitnehmern durch das Arbeiten in ihrem Zuhause entstehen, wird dieser Vorteil eingeschränkt. Einer Kostenersparnis entgegen stehen aber auch gestiegene Ausgaben für die IT- und Datensicherheit und der Mehraufwand in der Verhandlung und Gestaltung von Arbeitsverträgen.

Gesteigerte versus verminderte Arbeitsproduktivät

Hierzu liegen mittlerweile eine ganze Reihe von Studien vor, deren Aussagen aber uneinheitlich sind. Laut einer Studie der Unternehmensberatug PWC beispielweise erklären 54 Prozent der befragten Arbeitgeber, dass ihre Teams im Homeoffice produktiver als im Büro (2021: 38 Prozent) arbeiten würden. Der Anteil der Arbeitnehmer, die ihre Leistungen am Heimarbeitsplatz als produktiver bewerten, sei parallel auf 41 Prozent (2021: 30 Prozent) gestiegen. Vor allem in größeren Un-ternehmen werde laut Studie eine höhere Produktivität wahrgenommen. (Hebbeln, Bastian/2024: Produktivität: Homeoffice schlägt Büro. In: Das Investment, abgerufen am 20.02.2025)

Ganz anders wiederum ist die Einschätzung der Studienlage durch das ifo Institut für Wirtschaftsforschung . Laut einer Studie eines indischen Tech-Unternehmens z.B., deren IT-Fachleute vollständig ins Homeoffice wechseln mussten, stärke das Homeoffice den internen Austausch von Teams. Dafür leide jedoch die teamübergreifende Kommunikation. In Experimenten hätten virtuelle Teams weniger kreative Ideen entwickelt. Die Erkenntnis: Homeoffice behindere den spontanen, informellen Aus-tausch und so langfristig Innovation. (Alipour, Jean-Victor: Wie Homeoffice die Produktivität der Beschäftigten verbessert. ifo-Medienbeitrag vom 19.12.2023, abgerufen am 11.04.2025).

Laut eines Artikels in personalwirtschaft.de kritisiert der Wissenschaftler Ufuk Altun vom ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. an den Studien zur Arbeitsproduktivät im Homeoffice, dass sie sich auf subjektive Selbst- und Fremdeinschätzung verließen. „Um zu belastbaren Aussagen zu gelangen, müssten mindestens die Parameter der Produktivität genannt und messbar operationalisiert werden“. (Lörcher; Mirjam: Ist man im Homeoffice produktiver? Die Wissenschaft ist uneins. In: Personalwirtschaft, Dossier vom 18.07 2024, abgerufen am 20.02.2025)

Insbesondere in den Ballungsräumen gebe es Unternehmen, die hier hervorstechen.

Es sei immer möglich, mobil zu arbeiten, wenn Mitarbeitende konzentriert und ungestört arbeiten möchten, so Altun. Darunter fielen etwa Recherchetätigkeiten, das Schreiben von Angeboten oder auch das Verfassen von Artikeln. Problematisch werde mobiles Arbeiten, sobald ein Austausch mit anderen nötig ist. In jedem Fall müßten Onboarding und Einarbeitung in Präsenz stattfinden. Alles andere wäre unfair gegenüber neuen Mitarbeitenden.

Selbstkontrolle versus Kontrollverlust

Ob man Mitarbeitenden zutraut, dass sie ihre Aufgaben auch dann zuverlässig erledigen, wenn sie in den eigenen vier Wänden tätig sind, ist var allem eine Frage der Unternehmenskultur.
Anwesenheitspflicht ist die einfachste Methode, um Arbeitsleitung zu kontrollieren. Ob sie wirklich die zuverlässigste ist, hängt sehr stark vom Arbeitsinhalt ab. Am leichtesten überwachbar sind einfache, repetetive Tätigkeiten, am schwierigsten ist die Kontrolle durch Anwesenheit bei Tätigkeiten, die Intellekt und Kreativität erfordern. Hier zählt ausschließlich das Ergebnis einer Arbeitsautrags.
Grundsätzlich läßt sich feststellen, dass Arbeitende, die ihren Job mögen und ihre Führungskraft respektieren, auch eher bereits sind, ohne ständige Kontrolle ihrer Aufgabenstellung zu erfüllen.

Verbessertes Arbeitgeberimage

Organisationen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um sich für bestimmte Zielgruppen als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und so im Wettbewerb um die qualifiziertesten Bewerberinnen und Bewerber zu bestehen. Seitdem viele Beschäftigte in der Corona-Pandemie mit dem Arbeiten von zuhause aus positive Erfahrungen gemacht haben, ist das Homeoffice als weiterer Faktor des Employer Branding („Arbeitgebermarkenbildung“) hinzugekommen.
Ein Indikator dafür ist, dass sich der Anteil an Stellenanzeigen, die explizit auf die Möglichkeit zum Homeoffice verweisen, in den vergangenen Jahren auf knapp 18 Prozent verfünffacht hat. (Bertelsmann-Stiftung: Arbeitgeber locken Fachkräfte mit wachsendem Homeoffice-Angebot. 19.06.2024, abgerufen am 20.02.2024)

Voraussetzungen für das Arbeiten im Homeoffice

Wenn Sie angestellt sind, funktioniert das Arbeiten im Homeoffice zunächst nur dann, wenn dies der Arbeitgeber ermöglicht. Einen gesetzlichen Anspruch darauf gibt es in Deutschland nur im öffentlichen Dienst. So ist laut § 16 Abs. 1 BGleiG (Bundesgleichstellungsgesetz) ein öffentlicher Arbeitgeber verpflichtet, Telearbeit anzubieten, wenn „Familien- oder Pflegeaufgaben“ zu erledigen sind. Die Ablehnung eines entsprechenden Antrags muss der Arbeitgeber schriftlich begründen.
Nicht alle Arbeitgeber sind der Meinung, dass die Vorteile des Homeoffice dessen aus ihrer Sicht befürchtete oder tatsächliche Nachteile überwiegen. Dazu gehört z.B. die Angst vor Datenklau, vor dem Verlust an Kontrolle der Mitarbeitenden und vor einer geschwächten Mitarbeitendenbindung.
Sollten Sie solch einer Organisation angehören und wegen eines geplanten Umzugs aufs Land im Homeoffice arbeiten müssen, gehen Sie dazu in jedem Fall ins Gespräch mit Ihren Vorgesetzten. In jedem Fall legitim ist sicher deren/dessen Ansinnen, dass Sie bei einer Tätigkeit in den eigenen vier Wänden regelmäßig im Firmenbüro erscheinen, z.B. einmal wöchentlich oder alle 14 Tage.
Bereiten Sie sich auf dieses Gespräch gut vor und überlegen Sie, welche Argumente Ihnen entgegengehalten werden können, um darauf angemessen zu reagieren. Wenn Ihnen Homeoffice ermöglicht wird, dringen Sie unbedingt auf eine vertragliche Regelung. Zuhause arbeiten können Sie dann schon, bevor Sie umgezogen sind, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es für Sie tatsächlich passt.
Wenn Ihrem Wunsch nach Homeoffice nicht stattgegeben wird, können Sie sich überlegen, den Arbeitgeber zu wechseln oder in die Selbsständigkeit zu gehen.

Gesetzt den Fall, Sie können am neuen Wohnort im Homeoffice tätig sein. Dann geht ohne schnelles Internet gar nichts. Deshalb sind für jede Gemeinde, die sich auf dieser Website als potenzieller Wohnort für junge Familien präsentiert, Internetgeschwindigkeit und Mobilfunkabdeckung abrufbar.
Um sich am Arbeitsplatz „Homeoffice“ wohlzufühlen und langfristig auch gesund zu bleiben, sollte zudem die Ausstattung des heimischen Büros bestimmten Mindestanforderungen genügen. Dabei kann man sich zunächst fragen, was diesbezüglich am Firmenbüro gut ist und was im Büro in den eigenen vier Wänden besser sein sollte.

Checkliste für das Einrichten eines Homeoffice

  • Mindestens 8 qm großer Raum mit Tageslicht abseits von Lärmeinwirkung.
  • Schreibtisch mit einem Maß von 120 x 60 cm, idealerweise höhenverstellbar, um auch einmal im Stehen arbeiten zu können.
  • Standort des Schreibtisch so, dass einerseits ausreichend Tageslicht darauf fällt, andererseits das Auge am Bildschirm nicht überanstrengt wird.
  • Schreibtischbeleuchtung
  • Ergonomischer und bequemer Bürosessel
  • Leistungsfähiger PC (Notebook)
  • Großer Monitor (mind. 21 Zoll), am besten ein großer Zweitbildschirm
  • Ergonomische Tastatur und Maus
  • Headset und Webcam
  • Drucker inkl. Scanner
  • Ausreichend Ablagemöglichkeit für Unterlagen
  • Pflanzen, die für ein gutes Raumklima sorgen

(angelehnt an F.A.Z. Kaufkompass, 12.04.2024, abgerufen am 20.02.2024)

Selbstorganisation im Homeoffice

  • Wann beginne ich mit der Arbeit und wann beende ich sie?
  • Wann erledige ich welche Aufgaben?
  • Wann lese ich E-Mails und wieviel Zeit kann ich mir zu deren Beantwortung lassen?
  • Wann telefoniere ich mit wem?
  • Wo lege ich Dokumente on- und offline ab?
  • Wann mache ich Pausen und wie gestalte ich sie, um mich optimal zu entspannen?

Homeoffice und Familie

  • Wann bin ich während meiner Arbeitszeit ansprechbar, wann auf keinen Fall (z.B. während einer Teambesprechung per Videocall).
  • Wer erledigt wann welche Familienaufgaben?
  • Wann sprechen wir die variablen Termine für alle Familienmitglieder ab?
  • Wie gehen wir mit herausfordernden Situationen um?